Während die Heimvernetzung im Bereich der Consumer Electronics und der Telekommunikation zunehmend an Bedeutung bei den Konsumenten gewinnt, fristet die Heimautomation nach wie vor ein Schattendasein. Zu diesem Ergebnis kamen unabhängig voneinander zwei Untersuchungen. Professor Roland Kaldich, Projektverantwortlicher für die aktuelle Studie des Institute for European Energy Market Research (IEER), sieht vor allem die Heterogenität des ganzen Bereichs Smart Home als Hemmschuh.
„Nicht weniger als fünf Branchen buhlen aktuell um die Gunst, sich als Vorreiter zu positionieren“, so Kaldich. Dies führe zu einer „schleppenden Weiterentwicklung des Marktes“. Zu den erwähnten Branchen zählen seiner Ansicht nach die Telekommunikations-, Energie- und Versorgungsunternehmen, Anbieter von Gebäudetechnik, Hersteller von Unterhaltungselektronik- und Haushaltsgeräten sowie Hard- und Software-Unternehmen aus dem Bereich IT.
Jeder kocht sein eigenes Süppchen Als weiteren Grund für die schleichende Entwicklung im Bereich der Heimautomation sieht Kaldich die immer noch vorherrschenden proprietären Lösungen der einzelnen Anbieter, die eine einheitliche und damit groß angelegte Vermarktung erschwerten. „Kundenbindung durch proprietäre Systeme und individuelle Insellösungen sind nicht zeitgemäß und werden vom Verbraucher nicht akzeptiert“, mahnt Kaldich.
Fehlende Standards
Ins selbe Horn stoßen auch die Analysten der Studie „Smart Home + Building“ des Verbands der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE). Aufgrund fehlender einheitlicher Standards und der damit relativ hohen Kosten beim Einbau und der Wartung entsprechender Lösungen würden immer noch zahlreiche potenzielle Kunden davor zurückschrecken. Die von vielen IT-, Hardware- und Software-Herstellern bereits jetzt angebotenen Plug-and-Play-Lösungen setzen laut der VDE-Studie aber „die hersteiler- und branchenübergreifende Standardisierung von Schnittstellen“ voraus. Diese sei jedoch noch längst nicht so weit fortgeschritten, wie es wünschenswert wäre.
Hinzu kommt, dass nach Einschätzung des VDE die Entwickler in den einzelnen Branchen nur bedingt über den Tellerrand ihres eigenen Gebiets hinaussehen. Die Forscher hätten demnach eher ein Verständnis für ihre „angestammten Domänen und die darin bedienten Kernmärkte“ als für den neuen, branchenübergreifenden Smart-Home-Markt, so die Kritik des Technologieverbands.
Trotzdem kommt der Verband in seiner Analyse zu dem Ergebnis, dass sich dies in den nächsten zehn Jahren wesentlich ändern werde. „Smart-Home-Funktionen werden dann zur Basisausstattung vor allem bei Neubauten zählen“, heißt es in der Studie. Aber auch im Nachrüstsegment sollen in den kommenden Jahren kostengünstige Pakete die Konsumenten dazu bringen, ihre Häuser und Wohnungen mit solchen Lösungen „smart“ zu machen.
Und der Markt ist laut VDE-Erkennt-nissen enorm: Der kumulierte Umsatz von Smart-Home-Produkten in Deutschland soll demnach bis zum Jahr 2025 ein Volumen von rund 19 Milliarden Euro erreichen.