Archive for Juni, 2013


Ein Draht in die Ferne

Mancher kann sich kaum noch erinnern, welche Strapazen man früher für ein günstiges Gespräch zur Familie in Istanbul oder zum Freund in Warschau auf sich nehmen musste. Die Luft im Callcenter war stickig, die wackeligen Stühle mochte man seiner Wirbelsäule nicht länger als unbedingt nötig zumuten und die klebrigen Telefonhörer knarzten bei jedem Gespräch. Dennoch erfreuten sich die Callcenter in den deutschen Großstädten gerade bei ausländischen Mitbürgern lange Zeit einer hohen Beliebtheit – auch weil es für diese kaum praktikable Alternativen gab, um günstig ins Heimatland zu telefonieren.

Telefonieren (nicht nur) nach Hause

Diese Zeiten sind jedoch längst passe, denn etliche Mobilfunkanbieter haben sich das günstige Telefonieren ins Ausland auf die Fahnen geschrieben. Doch auch der Minutenpreis ins deutsche Festnetz ist meist auf dem Niveau von Simyo, Alditalk und anderen Discountern. Die SIM vom Ethno-An-bieter ist also nicht mehr nur eine zusätzliche Karte, viele Kunden nutzen sie auch für ihre Telefonate innerhalb Deutschlands. Die Anbieter unterstützen diesen Trend und bieten neben Sprach-Flatrates ins In- und Ausland auch verstärkt Datentarife an.

Während die meisten normalen Discounter vorzugsweise übers Internet vermarktet werden oder bei Lebensmittelketten wie Aldi, Lidl und Rewe in den Regalen liegen, steht bei den Ethno-Discountern vor allem der Fachhandel im Mittelpunkt der Vermarktungsstrategie. Auch etliche Distributoren wie etwa Herweck oder Komsa sowie Kooperationen wie ElectronicPartner haben die Pakete der Discounter im Sortiment.

Diese Handelsnähe von Lebara, Blau-world, Ortel und Co. liegt jedoch nicht daran, dass die Tarife besonders erklärungsbedürftig wären – eher das Gegenteil ist der Fall. Der Fokus auf den stationären Handel ist vor allem der Mentalität der Kunden geschuldet, die einfach lieber beim Händler ihres Vertrauens eine Aufladekarte abholen und dazu gleich auch eine Tasse frisch gebrühten Tee serviert bekommen. Die Anbieter tragen dieser Verbindung zwischen Händler und Kunde Rechnung, indem sie, wie beispielsweise Lycamobile oder Turk-cell, einen Shopfinder prominent auf der Website platzieren. Hier sieht der Kunde mit einem Klick, in welchen Shops er seine Karte nur aufladen und wo er auch eine neue SIM kaufen kann.

Support im Tagesgeschäft

Auch bei der direkten Unterstützung der Händler im Tagesgeschäft stehen die Eth-no-Anbieter den großen Netzbetreibern kaum nach. Neben den üblichen Flyern, Give-aways und Gehwegstoppern bieten manche auch aufwendigere Lösungen an. „Wer sich dazu entschließt, einen Großteil seiner Werbeflächen am und im Laden für Ay Yildiz zur Verfügung zu stellen, bekommt einen Mietkostenzu-schuss, außerdem haben wir ein eigenes Möbelprogramm für unsere Händler“, erklärt Stefan Kaas, Geschäftsführer der E-Plus-Tochter, im Gespräch mit Telecom Handel. Bei Blauworld können sich die Händler beispielsweise ihre Ladenfront professionell bekleben lassen, und auch der Firmenwagen lässt sich im Blauworld-Look gestalten. Für den direkten Draht zum Anbieter steht meist eine Re-seller-Hotline zur Verfügung, Lebara geht dabei noch einen Schritt weiter: „Wir bieten unseren Resellern ein Händlerportal auf unserer Webseite, außerdem hat jeder Partner seinen festen persönlichen Ansprechpartner“, sagt Marketingleiter Guido Wirtz.

Bei der Provisionierung wollte keiner der von Telecom Handel befragten Anbieter konkrete Angaben machen, neben den Verkaufsprämien der SIM-Karten gibt es aber bei manchen noch zusätzliche Vergütungen. Lebara etwa zahlt neben „bis zu fünf Prozent Airtime“ auch „Push-Prämien bei befristeten Aktionen“, Ay Yildiz verspricht die „Aufladung der Karten und die Buchung von Optionen zu honorieren“. Bevor man sich also als Händler für einen Anbieter entscheidet, sollte man sich genau über die Provisionen informieren. Denn gerade bei dieser umsatzstarken Zielgruppe kann man mit einer Beteiligung bei jeder Aufladung der Karte dauerhaft Geld verdienen. Und über die hohe Kaufkraft der Klientel sind sich alle Anbieter einig. „Türkische Mitbürger nutzen ihr Handy oder Smartphone sehr intensiv – deutlich intensiver noch als der durchschnittliche deutsche Mobilfunkkunde“, bestätigt beispielsweise auch Stefan Kaas von Ay Yildiz.

Nicht für jeden

Doch wer nun in Goldgräberstimmung verfallen will, der sei gewarnt. Denn auch wenn die Kundenzahlen in den vergangenen Jahren stetig zulegten – Lebara hat seinen Kundenstamm nach eigener Aussage innerhalb eines Jahres sogar verdoppelt -, gilt: Das Geschäft eignet sich nicht automatisch für jeden. „Jeder Händler muss sich vorher auf seine neue Zielgruppe einstellen. Dazu gehört es, im Vorfeld zu analysieren, welche ethnischen Zielgruppen zum Einzugsgebiet des eigenen PoS gehören“, sagt Feyzi Demirel, Mitglied der Geschäftsleitung von Blau Mobilfunk. Und weiter: „Gerade saisonale Themen der jeweiligen Zielgruppe, wie spezielle Feiertage, können gut genutzt werden, um mit potenziellen Kunden in Kontakt zu treten.“

Hinzu kommt die eingangs angesprochene Beziehung zwischen Händler und Kunde. „Unsere Kunden vertrauen sehr stark auf ihre Händler vor Ort und legen Wert auf einen intensiven, persönlichen Kontakt“, sagt Stefan Kaas. Hier kann es von unschätzbarem Wert sein, wenn man einen Verkaufsberater im Shop hat, der die Sprache der Zielgruppe beherrscht – am besten natürlich als Muttersprachler.

Zubehör mit Zusatzfunktionen

Mit iPowerUp hat der ITK-Broad-liner Ingram Micro einen neuen Hersteller ins Portfolio seines MobilityBereichs aufgenommen. iPowerUp stellt Zubehör her, das jeweils mit einer eigenen Stromquelle ausgestattet ist und so diverse Zusatzfunktionen ermöglicht. Die iPower Cases für iPhone 4 und 4S sind beispielsweise mit einem zusätzlichen Akku ausgestattet; iPower FM überträgt per UKW Musik aufs Radio.

Ebenfalls erhältlich sind iPower Hybrid-Hüllen für die Curve-Serie von BlackBerry; diese sind Mul-ti-Smartphone-Ladegerät und Univer-sal-Ladegerät in einem. Weiterhin gibt es den iPower Stick, der jedes Gerät mit einem 30pin Apple-, Micro-USB-oder USB-Stecker mobilauflädt, sowie iPower Sight, einen kleinen portablen Beamer fürs Smartphone.

Der Sommer kann kommen

Der Taschenhersteller Golla zeigte auf dem MWC seine neue Sommerkollektion. Die Taschen für mobile Geräte wie iPhone und iPad sollen mit frischen Farben und ansprechendem Design überzeugen. Zu den Highlights zählt der Hersteller den „iPad Snap Folder“, der das Tablet mit dem eingebauten Ständer in einer angenehmen Leseposition hält. Zu den bekannten Designs kamen auf der Messe weitere hinzu, darunter auch Taschen für das iPad Mini. Der „iPhone Slim Folder“ hingegen soll Staub und Schmutz von Apples Smartpho-ne fernhalten. Die sechs bereits lieferbaren Farben werden nach dem MWC laut Golla um sechs weitere Designs ergänzt.

Smartphone mit zwei Seiten

Yota Devices, ein in Moskau beheimateter Hersteller von LTE-Modems und -Routern, bringt das YotaPhone, das als erstes Smartphone ein zweites Display auf der Rückseite mit E-Ink-Technik hat. Dieses soll E-Books und andere Daten wie Facebook-Posts, News, Tickets oder Landkarten zeigen und besonders stromsparend arbeiten. Laut Hersteller beträgt die Lesezeit „einige hundert Stunden“ und Elemente blieben auch dann noch stehen, wenn der Akku leer ist. Beide Displays haben eine 4,3-Zoll-Dia-gonale. Weitere Ausstattungsmerkmale sind LTE, ein 1,5-GHz-Dualcore-Prozessor, 32 oder 64 GB Datenspeicher und eine 12-Megapixel-Kamera.

Das YotaPhone soll in der zweiten Hälfte dieses Jahres auf den Markt kommen und „nicht teurer als ein normales Android-Smartphone dieser Kategorie“ sein, erklärte Yota-CEO Vladislav Martynov.

Die Evolution geht weiter

Fast jedes Jahr hatte der Mobile World Congress einen Hardware-Hit zu bieten, der die anderen Neuheiten überstrahlte. Auch 2013 gab es in Barcelona zwar wieder viele neue Handys, Smartphones und Tab-lets zu sehen, doch der ganz große Hoffnungsträger war nicht dabei. Das lag wohl auch daran, dass Samsung die Premiere für das neue Galaxy S IV auf den 14. März vertagt und HTC sein neues Flaggschiff One eine Woche vor der Messe präsentiert hat.

Immerhin brachte Samsung sein neues Android-Tablet Galaxy Note 8.0 erstmals mit, das in Gewicht und Dimensionen ungefähr dem iPad Mini entspricht. Das koreanische Tablet hat ein 8-Zoll-Display mit 1.280 x 800 Pixeln Auflösung, das nicht nur per Touch, sondern auch mit dem mitgelieferten Stift bedient werden kann. Unter der Haube arbeiten ein 1,6-GHz-Quadcore-Prozes-sor, 2 GB Arbeitsspeicher und je nach Version 16 oder 32 GB Datenspeicher, der durch MicroSD-Karten erweitert werden kann. Neben einer reinen WLAN-Version soll es auch zwei Modelle mit HSPA+-Mobilfunk-modul sowie LTE geben. Das Galaxy Note 8.0 wird laut Samsung im zweiten Quartal in die Shops kommen, einen Preis nannten die Koreaner noch nicht.

Viel Neues aus China Während die Neuheiten bei Samsung also in der Menge eher spärlich ausfielen, nutzten die chinesischen Hersteller Huawei und ZTE die große Bühne, um ihr Programm für 2013 vorzustellen. Im Mittelpunkt bei Huawei stand das neue Oberklasse-Smart-phone Ascend P2. Mit einem 4,7-Zoll-Display, einem 1,5-GHz-Quadcore-Prozessor, LTE mit bis zu 150 MBit/s, NFC und 16 GB Speicher ist es üppig ausgestattet. Das acht Millimeter schlanke Gerät wiegt nur 122 Gramm. Verfügbar soll es ab Juni in Schwarz und Weiß für 449 Euro sein. Auch das günstigere Ascend G510 für 219 Euro ist sehr interessant: Für den Preis gibt es immerhin ein 4,5-Zoll-Display, HSPA, einen Dualcore-Prozessor und eine 5-Megapixel-Kamera. An Smartphone-Einsteiger richtet sich das Ascend Y300, das ein kleineres 4-Zoll-Display und einen etwas langsameren Dualcore-Prozessor hat. Mit 149 Euro hat es einen echten Kampfpreis.

ZTE erweitert die Modellpalette sowohl nach oben mit seinem ersten „Phablet“ Grand Memo als auch nach unten mit dem Firefox-Smartphone Open. Das Grand Memo bietet üppige 5,7 Zoll Display-Diagonale und 1.280 x 720 Pixel Auflösung. Die Ausstattung des Android-Geräts umfasst darüber hinaus einen 1,5-GHz-Quadcore-Prozessor der neuen Qualcomm-Genera-tion, eine 13-Megapixel-Kamera, Dolby-Sound, 1 GB Arbeitsspeicher, 16 GB Datenspeicher und LTE, wobei noch nicht klar ist, welche Frequenzen unterstützt werden. Trotz eines Akkus mit 3.200 mAh ist das Grand Memo mit nur 8,5 Millimetern sehr schlank. Das Flaggschiff von ZTE soll im Sommer zunächst in China auf den Markt kommen, Europa ist im dritten Quartal dran. Einen Preis nannten die Chinesen noch nicht. Das gilt auch für das Open, das erste Smartphone mit dem Firefox-Be-triebssystem, das über den Partner Telefoni-ca zunächst primär in Südamerika vermarktet werden soll. Das einfach ausgestattete Gerät hat ein 3,5-Zoll-Display und einen Singlecore-Prozessor mit 1 GHz. Außerdem präsentierte ZTE in Barcelona erstmals ein Tablet mit Windows 8: Das V98 verfügt über ein 10,1-Zoll-Display und einen Atom-Dualcore-Prozessor von Intel.

Bei Nokia ging es weniger um neue Spitzenmodelle als um die Komplettierung des Portfolios: Das Lumia 520 und das 720 erweitern im zweiten Quartal das Programm mit Windows Phone 8. Das Lumia 520 ist mit einem Preis von 199 Euro gut positioniert und bringt immerhin einige Software-Features der größeren Brüder wie die Gra-tis-Navigation mit. Es hat ein 4-Zoll-IPS-Display mit 800 x 480 Pixeln Auflösung, einen Dualcore-Prozessor mit 1 GHz, 8 GB Datenspeicher, 512 MB Arbeitsspeicherund eine 5-Megapixel-Kamera. Für 379 Euro gibt es das Lumia 720 mit 4,3-Zoll-Touch-screen, 6,7-Megapixel-Kamera und einer 1,3-Megapixel-Frontkamera. Außerdem zeigten die Finnen die Einfach-Handys 105 und 301: Das 105 ist ein 70 Gramm leichtes Telefon in Bartype-Bauweise mit Grundfunktionen, das lediglich rund 18 Euro kosten soll. Im 301 wiederum gibt es für knapp 80 Euro zusätzlich eine 3,2-Megapixel-Ka-mera, einen MicroSD-Slot und schnelle Daten per HSDPA.

Eine Reihe neuer Android-Smartphones hat LG nach Barcelona gebracht. So haben die Koreaner ihre erfolgreiche L-Serie neu aufgelegt: Das L3 II, das diesen Monat verfügbar sein soll, richtet sich an Einsteigen Es hat ein kleines 3,2-Zoll-Display, einen Singlecore-Prozessor mit 1 GHz und eine 3-Me-gapixel-Kamera. Das L5 II soll nach Aussage von LG eines der wichtigsten Geräte für das erste Halbjahr auf dem deutschen Markt werden. Für „unter 200 Euro“ bietet es einen 1,2-GHz-Dualcore-Prozessor, einen 4,3-Zoll-Touchscreen und eine 5-Megapixel-Kamera. Spitzenmodell der Serie ist das F7 II mit 4,7-Zoll-Bildschirm, 8-Megapixel-Knipser und 1,5-GHz-Dualcore-Pro-zessor. Die neue Serie Optimus F mit dem F5 und F7 soll LTE tauglich für den Massenmarkt machen. Das F5, das unter 400 Euro kosten soll, kommt mit einem 4,3-Zoll-Dis-play und 1,2-GHz-Dualcore-Prozessor, das F7 hat einen 4,7-Zoll-Touchscreen und eine 1,5-GHz-Dualcore-CPU. Das diesen Monat in Deutschland verfügbare neue Flaggschiff Optimus G beschließt den Reigen der Neuheiten. Das LTE-Smartphone bietet ein 4,7-Zoll-Display mit 1280 x 768 Pixeln Auflösung und einen Quadcore-Prozessor.

Padfone in der dritten Generation

Spannend ist die Weiterführung des Padf one-Konzepts bei Asus, das ein Tablet mit einem einsteckbaren Smartphone kombiniert. Das Padfone Infinity ist das dritte Modell der Serie. Dessen Smartphone-Display ist auf 5 Zoll gewachsen und die Prozessoren leisten nun viermal 1,7 GHz. Die neue Kamera löst mit 13 Megapixeln auf. Auch der Tablet-Teil wurde optimiert und hat bei 10 Zoll Diagonale nun eine Full-HD-Auflösung von 1.920 x 1.200 Pixeln. Mit einem Preis von 999 Euro ist das Paket allerdings kein Schnäppchen. Deutlich günstiger ist das Tablet Asus FonePad, das für 219 Euro erhältlich ist. Mit dem Gerät soll der Anwender trotz des eher unhandlichen 7-Zoll-For-mats am Ohr telefonieren können.

Kaum Neues gab es dagegen von HTC, Motorola, BlackBerry und Sony. Das neue Flaggschiff HTC One wurde bereits eine Woche vor dem MWC präsentiert und BlackBerry startete vor Kurzem in eine neue Ära mit BlackBerry 10. Sony bringt das schicke Xperia Tablet Z jetzt offiziell nach Europa. Der Preis soll bei 499 Euro für die WLAN-Version und 649 Euro für die LTE-Variante liegen.